Kanu- und Skigesellschaft 1921 e.V.
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Berichte


Bericht zur Oster-Wildwassserwoche an der Ardèche vom 4. bis 11. April 2009

Pünktlich zu Beginn der besten Paddelzeit des Jahres - der Osterzeit, in welcher sich wirklich nahezu alle KSG-Paddler frei nehmen können und die Wasserstände auf den verschiedensten Wildwasserflüssen aufgrund von Schneeschmelze und in den Bergen herrschenden Regenfällen meistens ideal sind - traten wir dieses Jahr mit 14 Paddlern unsere alljährliche Wildwasserwoche an. Den Größeren unter uns war das Ziel noch sehr gut bekannt; schließlich hatten wir vor genau drei Jahren an der im Süden Frankreichs gelegenen Ardèche eine mehr als abenteuerliche Fahrt erlebt, in welcher wir die verschiedensten Naturherausforderungen nicht nur beim Paddeln, sondern auch bei semi-professionellen Klettertouren überwunden hatten.

Anstatt auf einem Campingplatz übernachteten wir dieses Mal allerdings in einer großen Ferienwohnung - hier mussten wir uns zwar die ersten Nächte an den französischen Landhaus-Komfort gewöhnen; die Tatsache, dass gleich zwei Spülmaschinen uns die allabendliche, ungeliebte Arbeit des Tellerwaschens abnahmen, machte allerdings alle Bedenken wieder wett.

Da wir bei unserer Ankunft von einem sagenhaft schönen, sommerlichen Wetter begrüßt wurden und wahrscheinlich auch ein bisschen, weil wir direkt zu Beginn der Fahrt mal ordentlich auf die Pauke hauen wollten, entschieden wir uns dazu, an unserem ersten Paddeltag direkt einmal die große Ardècheschlucht zu befahren. Am eigenen Leibe konnten wir so erfahren, dass auch in Frankreich der Sonntag allgemein als Ruhetag dient: So unterließen es die Angestellten des flussaufwärts gelegenen Kraftwerkes, sich heute zu ihrem Arbeitsplatz zu begeben, um für uns etwas Wasser durch die Ardèche zu spülen. Gerade die jüngeren Teilnehmer an unserer angedachten Wildwasserfahrt waren daher am Abend etwas gerädert und blickten mit Schrecken auf einen harten Tag zurück, an welchem wir knappe 30 Kilometer fast ausschließlich stehendes Gewässer erpaddelt hatten. Unsere besondere Hochachtung galt an diesem Abend übrigens Massimo, der als einziger der jüngeren Mitgereisten den Mut hatte, von einer stattlichen Höhe von drei Metern aus sich in seinem Boot in den Fluss zu stürzen.

Obwohl Vielen schon am nächsten Tag nach einer Pause zu Mute war, hatten wir natürlich trotzdem vor, unseren Mann zu stehen und einen neuen Fluss zu erpaddeln. Leider war am Montag niemand für eine Planung, die nichts mit Essen zu tun hatte, verantwortlich, und so waren Alle beim durchaus rechtzeitigen Frühstück etwas überfordert mit dem unpraktischen Mangel an klaren Anweisungen. Doch spontan und praktisch orientiert, wie wir von der KSG nun einmal sind, saßen wir schlussendlich - ohne dass irgendjemand wusste, wie es dazu kommen konnte - doch gegen zwei Uhr mittags schon in unseren Booten auf dem ; ein Nebenfluss der Ardèche, von dem wir uns einen etwas wilderen Tag als den vorigen erhofften. Und wir wurden nicht enttäuscht: Da wir unseren Einstieg etwas früher wählten als bei der letzten Tour, waren die ersten Kilometer des Flusses, die sich durch einige gut befahrbare Wehre und kleinere Wildwasserstellen auszeichneten, für jeden von uns eine neue Erfahrung. Etwas überfordert waren hier nur Michael Gerbig und Mark Denny, die unbedingt wissen wollten, wie sich wohl der Paddler einer anderen Gruppe gefühlt haben muss, der kurz vor uns in der Walze des ersten Wehres hängen blieb und von seinen Kollegen gerettet werden musste. Und auch der weitere Verlauf des Flusses präsentierte sich als wunderbar flott und spritzig - besonders hervorzuheben waren hier die uns auch noch gut bekannte große Walze in der Mitte des Flusses, an welcher wir auch eine Pause einlegten, der weit über zehn Meter hohe Felsen am Rande des Flusses, von welchem sich neben den alteingesessenen Chaoten nur Freddy zu springen traute und das technisch anspruchsvolle Labyrinth am Ende des Flusses. Aufgrund von Erfahrungswerten und nicht zu übersehenden, roten Stoppschildern schauten wir uns dieses natürlich zuerst gründlich an und meisterten auch diese Herausforderung allesamt in der mittlerweile atemberaubenden Sonnenuntergangskulisse. Zu Hause angekommen genossen wir noch einen kleinen Mitternachtssnack bei der ein oder anderen Flasche Bier und waren uns endlich einig, dass der folgende Tag etwas strammer ablaufen sollte.

So begab sich ein Teil von uns nach der sanften Weckung der restlichen Paddlerbande schon vor acht Uhr morgens auf den Weg zum Bäcker, sodass wir trotz ausgiebiegem Frühstück schon vor der Mittagszeit die Autos versetzt hatten und unsere Paddeltour auf dem oberen Abschnitt der Ardèche zu beginnen. Ob die von der ein oder anderen Person am Vortag angedrohten Sanktionen, sollten wir die Fahrt erst nach 12 Uhr antreten können, zu dieser perfekten morgentlichen Organisation ihren Teil beigetragen haben, ist leider bis heute noch nicht vollständig geklärt. Mit Sicherheit dürfen wir uns aber bei der zu großen Teilen weiblichen Gruppe bedanken, die uns durch eine Paddelpause am heutigen Tag selbstlos entlastet hat, damit wir es nicht so schwer beim Versetzen der Autos hatten. Nicht nur deswegen allerdings war die Tour ein voller Erfolg: Dank des hohen Wasserstandes (Mittwochs arbeiten Franzosen in Wasserkraftwerken also offensichtlich) wurde die Befahrung der oberen Ardèche zu einer wunderbar schnellen, spritzigen Wildwassertour, die auch insbesondere durch zwei Bootsrutschen ihre eigenen Reize hatte. Für unsere Pause wählten wir ein schattiges Plätzchen, gute 500 Meter unterhalb der uns etwas zu touristisch bevölkerten üblichen Pausenstation an der größten Walze unseres Abschnittes. Gerade nach den zwei doch recht harten Paddeltagen kam uns die heutige Befahrung erholsam und kurz vor; denn schon bald hatten wir das letzte Wehr erreicht, welches die Männer unter uns natürlich - nach ausreichender Sicherung und vorherigem Ansehen - todesmutig befuhren, während alle Anderen froh um die leichte Bootsrutsche waren, welche sie vor dem Sturz in drei Meter Tiefe bewahren konnte. Nach einer privaten Besichtigung des Förderbandes der örtlichen Kläranlage verbrachten wir den Rest des Tages in, an und um unserem Pool beziehungsweise um den neuen regionalen Weinkanister, welchen wir uns von unserem Einkaufsteam hatten besorgen lassen.

Da schon am Vorabend bei allen der große Wunsch nach einem Ausflug auf die Kartbahn anstand, wir aber definitiv keinen Tag Paddelpause einlegen wollten, stand natürlich auch am Mittwoch wieder ein knallhartes Programm an. Zum zweiten Mal befuhren wir heute den uns schon bekannten Chassezac und ein weiteres Mal wurden wir mit einem wunderbaren, diesmal sogar noch etwas höheren Wasserstand belohnt. Das Lernziel heute war ganz klar, die Frage zu klären, ob ein halber Meter mehr Wasserstand die Schwierigkeit eines Flusses verändern kann. Um dies zu vermitteln, wurde heute nicht selten ein indirekter Beweis mit Widerspruchsannahme geführt: „Angenommen die Walze hat genau so wenig Rücklauf wie vor zwei Tagen, dann kann ich mich auch heute quer dort hineintreiben lassen, ohne dass etwas passiert“ oder „Angenommen das Wasser fließt auch heute noch genau so gemächlich durch die engen Kurven des Labyrinths und angenommen, der große Ast, der dort vor zwei Tagen lag, hat sich kein Stück bewegt...“. Besonders Massimo lernte auf diese Weise besonders gut und badete gleich zwei mal im doch recht kühlen Wasser des Chassezac und dank fast perfekter Sicherung seitens des Trainerteams ist natürlich auch hier wieder nichts passiert. Gleich auf dem Heimweg nahmen wir dann einen Umweg in Kauf, um den versprochenen Ausflug zur Kartbahn anzutreten. Als einziges Mädchen traute sich hier Anja mit neun Männern auf die Rennbahn, die für gute zehn Minuten zum Schlachtfeld avancierte: Zwar gingen wir nicht ganz so emotional an die Sache, wie eine Gruppe Jugendlicher vor uns; für die heißen Duelle, die wir uns auf der Kartbahn lieferten, hätten wir allerdings mit Sicherheit auch Eintritt verlangen können. Es war daher nicht verwunderlich, dass wir am heutigen Abend noch etwas kaputter waren als sonst und unser Feierabendbierchen daher gleich doppelt und dreifach genießen konnten.

Dass allerdings gleich unsere gesamte Jugendgruppe und alle Mädchen bis auf Claudia am nächsten Tag komplett schlapp machten und eine Pause einlegten, damit hatten wir nicht unbedingt gerechnet. Spontan entschlossen wir uns daher zu einer sportlichen Befahrung der großen Ardècheschlucht mit sechs Mann in zwei Zweiern und zwei Einern. Gnadenlos und ohne Pause bewältigten wir die 30 Kilometer, auf welchen mittlerweile wunderschönes und teilweise flottes Wildwasser herrschte, in gerade mal drei Stunden und zogen dank unseres rasanten Tempos die ungläubigen Blicke vieler Paddelgruppen auf uns, die wahrscheinlich den Motorenantrieb an unseren Booten zu entdecken versuchten. Nach dem obligatorischen Schlusssprint waren wir dann mit unseren Kräften auch nahezu am Ende und wären auch auf direktem Wege nach Hause gefahren - wenn wir uns nicht den ganzen Tag geschworen hätten, ein zweites Mal mit den heute aktiven Paddlern einen Wettstreit auf der örtlichen Kartbahn zu veranstalten. Ganze 20 Minuten gönnten wir uns für eine Schlacht, bei der die Motoren qualmten und bei welcher ich sogar einen Boxenstop einlegen musste. Nun vollkommen gerädert freuten wir uns einfach nur noch darauf, nach Hause zu kommen. Leider hatten wir den Fehler begangen, auch in Frankreich unbedingt ein Schnitzel essen zu wollen - das von uns gekaufte Fleisch aus dem Supermarkt stellte allerdings eindeutig den kulinarischen Tiefpunkt unserer Fahrt dar. Dass Timo und ich außerdem noch nicht einmal aus den Fehlern der letzten Ardèchefahrt gelernt hatten und wieder zwei Mayonnaisen kauften, die einfach nur scheisse schmeckten, setzte dem Ganzen noch die Krone auf, sodass alle vergeblich versuchten, nach dem Essen den Geschmack mit unserem Wein wegzuspülen.

Trotz allem verlief die Nacht auch für diejenigen, deren Zimmer sich direkt neben der Toilette befand, erstaunlich ruhig und wir konnten am letzten Paddeltag mit der kompletten Paddelgruppe ein weiteres Mal die obere Ardèche befahren. Die Lerneinheit zwei Tage zuvor schien erfolgreich gewesen zu sein, denn jeder hatte dieses Mal zumindest Respekt vor dem etwas höheren Wasserstand, welcher heute das Flussbild allerdings wirklich nur selten veränderte. Ohne Pause überstanden wir allesamt souverän die gesamte Strecke - bis wir schlussendlich das große Wehr kurz vor unserem Ausstieg erreichten. Während unsere Jugendgruppe noch schwer am überlegen war, ob sie dem ein oder anderen von uns auf dem Männerweg folgen sollte, nahm Michael Gerbig den bisher noch oben gebliebenen diese Entscheidung ab: Als er nämlich, nachdem er mit seinem Kurzboot das Wehr - welches er noch nie gesehen hatte und welches seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen doch etwas höher und steiler war, als er es erwartet hatte - herunter gesprungen war, noch ein bisschen in der Walze am unteren Ende des Wehres mehr oder weniger freiwillig herumsurfte, musste er bald erkennen, dass er hier nur ohne Boot wieder herauskommen würde. Dank des Aufruhrs entschieden sich unsere Jugendlichen dann doch für die Bootsrutsche und schauten uns lieber bei unserer halbstündigen Bootsbergungsaktion zu.

Etwas wehmütig stiegen wir aus unseren Booten, denn wir wussten alle, dass heute neben einem kurzen Ausflug in unser Feriendorf Vallon nur noch das Packen der Koffer, das Aufräumen der Wohnung und das Laden des Bootshängers anstand, da unsere Heimreise unmittelbar bevorstand. Bei einem letzten Weinchen ließen wir uns die letzte Woche noch einmal durch den Kopf gehen und bereiteten uns auf die morgige, frühe Heimfahrt vor. Glücklicherweise verlief diese so reibungslos, dass wir alle bereits am Samstag Nachmittag wieder in Mainz zu Hause waren. Alle Teilnehmer an unserer Osterfahrt haben wirklich viel geleistet, denn auch trotz einen Tag Pause, den sich viele gegönnt haben, war unser Programm sehr straff. Dies lag leider daran, dass wir aufgrund unterschiedlichster Ferienzeiten dieses Jahr nur eine einzige Woche wegfahren konnten und nicht wie sonst 10 Tage bis zwei Wochen, in welchen wir dann noch den ein oder anderen Ausflug hätten unternehmen können. Trotzdem darf unsere Oster-Wildwasserwoche sicherlich in den Augen aller Mitgereisten wirklich als gelungen betrachtet werden - vor allem auch deswegen, weil wir ein weiteres Mal gezeigt haben, dass wir in dem in der KSG noch vergleichsweise jungen Bereich des Wildwasserpaddelns eine mittlerweile sehr gut funktionierende, harmonische Gruppe aufgebaut haben.

Mit sportlichem Gruß,
Euer Fachwart Jugend
Felix Erben




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